Heimautomatisierung – Für wen ist welches System geeignet?
Das Thema „Automatisiertes-Haus“ ist in aller Munde, gerade jährlich zu den großen Unterhaltungs- und Elektronik-Messen kocht das Thema hoch. Es werden Kühlschränke vorgestellt, die selbstständig Einkäufe tätigen, Fernseher, die zu jeder Zeit wissen was Ihr schauen wollt, Waschmaschinen, die automatisch den Verschmutzungsgrad der Wäsche erkennen und jede Menge anderer Spielkram.
Doch was ist heute tatsächlich möglich und vor allem was ist erschwinglich? Viele sind der Meinung, dass Automatisierungstechnik für das eigene Haus viel zu teuer und zu kompliziert ist. Auch besteht oft eine falsche Annahme, dass eine Automatisierung bei einem älteren Haus / einer älteren Wohnung nur sehr schwer nachzurüsten ist, dass viele neue Kabel gezogen werden müssen und die bestehenden Verdrahtung nicht nachgerüstet werden kann. Mit diesem Artikel will ich gerne etwas Licht ins Dunkle bringen und mit einigen Vorurteilen aufräumen.
Auf dem Markt gibt es sehr viele unterschiedliche Systeme, dabei sind in der Industrie und im Gewerbe die Systeme KNX und EIB sehr häufig vertreten. Diese erfüllen einen sehr hohen Anspruch und sind auch auf große Bürogebäude und Hotels adaptierbar. Für den privaten Haushalt sind diese Systeme sehr teuer, hier werden die Sensoren alle mit einem Kabel verbunden und der Planungs- und Installationsaufwand ist nicht gerade klein.
Im privaten Bereich haben sich Funkbasierte Lösungen durchgesetzt. Diese sind wesentlich flexibler und können ohne Verdrahtungsaufwand nachgerüstet werden. Doch auch hier gibt es Unterschiede. Ich will dies an einem Beispiel verdeutlichen: Alle kennen die Funkschalter aus dem Baumarkt für kleines Geld. Hier habt Ihr bestimmt häufig gemerkt, dass nicht jeder Tastendruck auch dazu führt, dass die angeschlossene Lampe geschaltet wird. Dass kann daran gelegen haben, dass das Signal gestört worden ist, oder aber die Fernbedienung zu weit vom Aktor entfernt war. Der Schalter „weiß“ somit nicht, ob die Lampe nun an oder aus ist.
Gerade bei komplexeren Programmen, die geschaltet werden sollen ist das unbefriedigend, da irgendwann die Schaltzustände in einer Zentrale nicht mehr mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Dieses Problem haben ältere, funkbasierte Systeme wie etwa das FS20-System. Im Gegensatz dazu steht das Homematic System von eQ-3. Hier sendet die Lampe ein „Hallo ich habe das Signal empfangen und bin an!“ – Signal an den Sender zurück. Sollte ein Kommando nicht durchkommen, kann dieses wiederholt werden. So weiß der Sender immer genau welchen Zustand die anderen Teilnehmer haben.
Mit so einem bidirektionalen System kann man sehr komplexe Aufgaben realisieren. Doch Homematic ist nicht das einzige bidirektionale System, daher stellt sich zuerst die Frage, welches System ist für welche Aufgaben geeignet.
Der Markt ist mittlerweile sehr unübersichtlich geworden, etliche Anbieter werfen Smart-Home Produkte auf den Markt, diese versprechen ein hohes Energiesparpotential, eine tolle Lichtsteuerung oder die automatische Bedienung der Jalousien.
Bei den meisten Systemen handelt es sich um Insellösungen, als Beispiel nehme ich hier das von Philips entwickelte Hue-System. Hiermit können unterschiedliche Leuchtmittel (von Philips) über eine Fernbedienung oder das Smartphone geschaltet und eingestellt werden. Doch das System ist nicht erweiterbar auf z.B. die Heizungssteuerung.
So gibt es viele Systeme die sich nur auf einen speziellen Teil der Hausinstallation beziehen, hier sollte Ihr darauf achten, dass nicht auf ein falsches System gesetzt wird, dass nachher den wachsenden Ansprüchen nicht gerecht wird.
Nun aber zurück zur eigentlichen Frage: Für wen ist welches System geeignet?
Für kleinere Wohnungen und für Personen die nur spezielle Aspekte ansteuern wollen sind die oben genannten „Insellösungen“ preiswert und einfach zu installieren. Für die Lichtsteuerung ist z.B. das Hue-System bestens geeignet, die Installation ist kinderleicht und auch die Bedienung ist sehr einfach. Hier wird kein großes technisches-Vorwissen benötigt.
Bei komplexeren Aufgaben sollte ein System verwendet werden, dass sich darauf versteht mehrere Sensoren (z.B. Temperaturmessung) und Aktoren (z.B. Schalter oder Heizkörperthermostat) miteinander zu verbinden. Einfache Automatisierungsaufgaben lassen sich z.B. mit dem RWE Smarthome erreichen. Hier ist die Auswahl an unterschiedlichen Sensoren und Aktoren wesentlich größer, auch können komplexere Vorgänge eingerichtet werden. Neben dem RWE System gibt es auch das MAX!-System, das genauso wie das RWE Smarthome vom Hersteller eQ-3 kommt. Auch das System ist eine „Insellösung“ und darauf konzipiert die Heizungssteuerung zu übernehmen.
Alle Elemente, wie z.B. Zwischenstecker werden ohne Eingriffe in die vorhandene Installation eingebunden. Das System ist erweiterbar, kann aber auch nicht bis ins letzte angepasst werden. Das System ist gut geeignet für Leute mit technischem Interesse, die Licht, Heizung und Steckdosen schalten wollen bestens geeignet. Auch ist das System sehr gut für Mietwohnungen geeignet, alle Komponenten können einfach wieder demontiert und entfernt werden, ohne dass ein Eingriff in die elektrische Installation der Wohnung stattgefunden hat. Für eine komplexe Hausautomatisierung ist das System aber nicht gut geeignet, da es hier einfach an Programmier- und Einstellungsmöglichkeiten fehlt. Auf diese Möglichkeiten wurden beim RWE Smarthome System zugunsten der Übersichtlichkeit verzichtet.
Ich selber habe mich für das Homematic-System von eQ-3 entschieden. Dieses bietet mir sehr viel Freiraum um Leuchten und andere Aktoren in Abhängigkeit von Ereignissen zu schalten. Das System ist beliebig erweiterbar und bietet eine ungeahnte Möglichkeit das eigene Haus zu automatisieren.
Das System arbeitet wie oben schon erwähnt per Funk, die Frequenz ist hierbei 868,3 MHz. Diese hat zwar eine vergleichbar geringe Datenrate aber eine sehr große Reichweite. Daher ist diese optimal für die Heimautomatisierung geeignet. Zwar hat eQ-3 vor kurzer Zeit auch das IP-Basierte System Homematic IP herausgebracht, leider ist die Auswahl an Sensoren und Aktoren aber noch überschaubar, daher habe ich mich für meine Wohnung für das „normale“ Homematic entschieden. Zu einem späteren Zeitpunkt können aber auch IP-Geräte in das vorhandene System integriert werden, sodass hier beide Systeme genutzt werden können.
Gestern ist bei mir der 1. Karton mit Homematic Komponenten eingetroffen und ich will mit diesem Artikel eine große Serie starten, in der ich Euch Schritt für Schritt eine Installation und Automatisierung mit Homematic erkläre.
Hier die Zusammenstellung meiner 1. Bestellung:
- 1x CCU2 (Zentrale)
- 2x Heizkörper Thermostat
- 2x Funk-Tür-/Fensterkontakt
- 1x Funk-Wandthermostat
- 2x Funk-Rollladenaktor 1fach
- 2x 1-Kanal-Unterputzdimmer (Phasenabschnitt)
- 2x Funk-Schaltaktor 1fach
Dazu müsst Ihr noch die Adapter für Eure passenden Schalter mitbestellten, damit die Homematic-Komponenten mit den vorhandenen Schaltelementen verbunden werden können. Wenn Ihr nicht genau wisst, welcher Hersteller bei Euch verbaut ist, dann nehmt einfach eine Wippe ab und sucht nach der Nummer, die auf dem Schalter steht, so könnt Ihr herausfinden, welche Serie Ihr habt. Bei mir ist Busch-Jäger verbaut. Die Adapter kommen im 3er Set.
Anfangen werde ich im nächsten Artikel mit der Einrichtung und der Installation von der Zentrale (CCU2). Hier werde ich Euch zeigen wie Ihr diese absichern und mit der aktuellen Firmware ausstattet. Auch werden wir die Ersten Gewerke (wird noch erklärt) und Räum einrichten. Auch werde ich euch beschreiben warum fast jedes Gerät mehrer Kanäle besitzt und wie Ihr diese geschickt verschalten könnt.
In den nächsten Artikel werde ich Euch dann erklären wie Ihr eine Heizungssteuerung, eine Lichtsteuerung usw. einrichtet und verfeinert. Ich werde die Serie solange fortsetzen, bis die komplette Wohnung automatisiert ist. Falls Ihr vorab Ideen oder Wünsche habt könnt Ihr mir sehr gerne schreiben!
Hallo Sebastian, danke für die tollen Infos. Kannst du mir sagen ob deine Homatic- Anschaffung auch mit Alexa Sprachsteuerung funktioniert ? Ich möchte bei mir auch eine Heimautomatisierung aufbauen und habe mit Alexa Echo Dot und Philips HUE begonnen. Nun möchte ich auch bestehende Schalter und Lampen so wie Heizung- Rolladensteuerung, Fenstersicherung usw. aufbauen. Ich suche einen Hersteller der Günstig ist und möglichst alles abdeckt. Intertechno hat sehr viel funktioniert aber (glaube ich) nicht mit Alexa. Schöne Grüße aus Meßstetten Roland
Hallo Roland,
ja das funktioniert sogar sehr gut ;-)
Schau Dir mal die Tutorial hier an: https://technikkram.net/sprachsteuerung