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Homematic IP wired Planung – Welche Kabel für Steckdosen / Lampen / Taster / Homematic Bus / Netzwerk

Vor wenigen Tagen habe ich Euch gezeigt, wie Ihr grundlegend an eine Homematic IP wired Planung mithilfe einer Kabelzugliste herangeht. Heute zeige ich Euch, welche Kabeltypen Ihr für die verschiedenen Aufgaben (Strom, Signalkabel und Netzwerk) verwendet und wie diese ausgelegt werden. Bei einer üblichen Hausinstallation kommen 5-6 Kabeltypen zum Einsatz, daher ist dieser Artikel auch etwas überschaubarer als die anderen zum Thema Homematic IP wired Planung. In diesem Artikel will ich Euch zeigen, welche Kabel Ihr für Lampen und Steckdosen, Jalousien und Rollladen, Signalleitungen für Taster und Schalter verwenden könnt. Außerdem zeige ich Euch auch, welche Kabel für den Homematic Bus und den aufbau von einem Netzwerk im Haus verwendet werden.

Kabel für Steckdosen und Lampen

Hier sind wir natürlich in der konventionellen Elektroinstallation. Sobald aber ein Verbraucher separat geschaltet werden soll, wird eine separate Leitung dafür benötigt. Bei einer smarten Installation fallen zwar tendenziell mehr Kabel an, es fallen aber auch welche Weg. Ein konventionelle Schaltung über einen Schalter benötigen wir nicht mehr. Das Kabel wird direkt vom Schaltschrank zum Verbraucher gezogen. Der Typ, der hierfür verwendet wird nennt sich NYM-J Mantelleitung.

Diese Art der Leitung eignet sich sowohl für die Verlegung über, auf und unter Putz in trockenen, feuchten und auch nassen Räumen. Das Kabel kann auch ohne Leerrohr verlegt werden. In Beton muss aber zusätzlich ein Leerrohr vorgesehen werden. Bei einer üblichen Hausinstallation werden meist 3×1,5mm² Kabel verlegt. Diese Aussage sollte aber nicht zu pauschal gesehen werden, da es hier sehr stark auf die Länge der Leitung und dem dadurch resultierenden Spannungsfall ankommt. Beim Anschluss von 400V Verbrauchern oder z.B. dem Backofen/Herd werden meist 2,5mm² Kabel eingesetzt. Solltet Ihr hier nicht genau wissen, was benötigt wird, müsst Ihr unbedingt Rücksprache mit Eurem Elektriker halten!

Sobald Ihr in den Außenbereich geht solltet Ihr nicht das NYM-J Kabel einsetzen. Hier findet das NYY-J Kabel Verwendung. Dieses ist schwarz und UV beständig und kann dadurch im Freien und auch in feuchter Umgebung verlegt werden.

Habt Ihr mehrere Verbraucher, die einzeln geschaltet werden sollen, dann könnt Ihr Kabel sparen, indem Ihr direkt mehrere Phase zusammen in einem Kabel führt. Dafür gibt es dann z.B. 5×1,5mm² Kabel (jeder Art) hier habt Ihr nicht nur eine geschaltete Phase sondern gleich 3. Der Mehrpreis im Vergleich zu 3x 1,5mm² Kabel ist bei einem 5×1,5mm² wesentlich geringer.

Kabel für Rollläden / Jalousien

Bei Rollläden und Jalousien verhält es sich ähnlich wie bei Steckdosen und Lichter. Hier gibt es aber die Besonderheit, dass wir 4 Adern benötigen (L1–> rauf, L2–> runter, N, PE). Da es aber keine 4×1,5mm² NYM Kabel (handelsüblich!) gibt müsst Ihr hierbei auf ein 5×1,5mm² NYM-J Kabel zurückgreifen. Wichtig an dieser Stelle ist auch zu sagen, dass mittlerweile sehr viele Hersteller von Motoren für Rollos / Jalousien ihr eigenes SmartHome-System verbauen, welches dann nur per Funk angesteuert werden kann. Bei solchen Motoren ist oft keine „konventionelle“ Ansteuerung vorgesehen. Diese Motoren werden nur mit einer Phase versorgt und die Richtungsumkehr wird über die interne Elektronik realisiert. Solche Motoren sind ungeeignet um an ein Homematic IP wired Jalousienaktor angeschlossen zu werden.

Signalleitungen für Taster / Schalter

Nach diesem Kabel werde ich am häufigsten gefragt – Was für ein Kabel kann am besten für die Anbindung von Tastern oder Schalter verwendet werden? Bei einer Homematic IP wired Installation greifen wir die Taster oder Schalter über potentialfreie Kontakte ab. Dazu empfiehlt es sich, besser Taster als Schalter einzusetzen. Warum Ihr besser Taster verwendet, habe ich Euch in einem ausführlichen Artikel zu Taster / Schalter bereits beschrieben. Bei Homematic IP wired gibt es aktuell 3 unterschiedliche Module, mit denne wir Taster auswerten können.

Alle anderen Module habe keine Eingänge für Taster / Schalter. Wie schon erwähnt werden die Taster potentialfrei eingelesen. Das bedeutet, dass wir den Eingang vom Modul über einen Taster auf Ground ziehen. Daher benötigen wir auch keine großen Leitungsquerschnitte für dieses Kabel. Daher verwenden wir Y-(St)-Y Kabel. Diese gibt es in verschiedenen Ausprägungen. Oftmal ist das Kabel auch als Klingedraht oder Telefonkabel bekannt. Die unterschiedlichen Kabeltypen sind wie folgt aufgebaut: zuerst stehen zwei Zahlen z.B. 2×2, 4×2 oder 6×2. Die beiden ersten Zahlen beschreiben, wie viele Adern das Kabel führt. Ein 2×2 Kabel hat z.B. 4 Adern wobei immer zwei zusammen verdrillt sind. Ein 4×2 Kabel hat dementsprechend 8 Adern usw.. Es handelt sich immer um ein Adernpaar. Die letzte Zahl z.B. 0,6 oder 0,8 beschreibt den Querschnitt der einzelnen Ader. Für eine Homematic Installation reicht ein 0,6 mm² Kabel vollkommen aus.

Das wichtige bei diesem Kabel ist, dass Ihr Euch bewußt seid, wie viele Taster / Schalter damit angesteuert werden sollen. Wollt Ihr z.B. 6 Taster einbinden, benötigt Ihr 6 Signalleitungen und einen gemeinsamen GND –> Summe: 7 Adern. Daher braucht Ihr hierfür ein 4x2x0,6 Y-(St)-Y Kabel.

Am Einfachsten ist es, wenn Ihr versucht im ganzen Haus ein einheitliches Kabel zu verlegen. Daher macht Euch genaue Gedanke dazu, wie viele Signalstellen Ihr einbinden wollt. Lasst außerdem eine gewisse Reserve liegen, da durch spätere Überlegungen sich das Mengengerüst evtl. ändern könnte.

Kabel für den Homematic IP wired Bus

Anders am bei Homematic wired (klassik) hat der neue RS-485 Bus von Homematic IP wired nicht wie gewöhnlich 2 Adern für das Signal, sonder er tritt immer direkt mit der 24V Spannungsversorgung auf. Die Module werden im Schaltschrank mit fertigen Brücken (4-polig) miteinander verbunden. Das DRAP (Access Point) bietet zudem über 2 Klemmleisten die Busleitungen auch ohne vorkonfektionierte Steckverbinder anzubinden. Für kurze Strecken kann daher ein umgeschirmtes Kabel verwendet werden. Sollten die Verbindungen aber etwas länger werden und z.B. von einen Schaltschrank zu einem anderen laufen, empfehle ich die Verwendung von EIB-Busleitungen.

Auch wenn Ihr das 6-fach IO Modul mit einbinden wollt, werden die Kabel durch die Wohnräume gezogen. Hier solltet Ihr ebenfalls ein EIB-Buskabel verwenden. Im Grunde ist das EIB-Kabel ebenfalls ein Y-(St)-Y Kabel, dass zudem geschirmt ist. Ein normales EIB-Kabel hat dabei 4 Adern. 2 für das Signal (weiß,gelb) und ein weitere Paar für die Spannungsversorgung (rot, schwarz). Die genaue Bezeichnung lautet EIB Y-(ST)-Y 2x2x0,8.

Kabel für eine Netzwerkinstallation

Wer heute neu baut oder kernsaniert, sollte neben dem oben genannten Kabel auch Netzwerkkabel vorsehen. Ich habe bei meinen letzten Projekten mit smartfabrik festgestellt, dass immer mehr Haushalte auf einen konventionellen Kabelanschluss (coaxial-Kabel) verzichten und das TV-Signal über IP empfangen.

Auch Router oder WLAN-Access-Point können so besser angebunden werden. Daher solltet Ihr in allen wichtigen Räumen diese Kabel ebenfalls vorsehen. Bei Netzwerkkabeln gibt es immer single und duplex-Leitungen. Das bedeutet, dass entweder einen Leitung vorgesehen ist oder aber direkt 2. Die meisten Netzwerkdosen für den UP-Einbau haben zwei RJ45 Buchsen. Um beide nutzen zu können, müssen duplex-Kabel gezogen werden. Der Kabeltyp für die 1-fach (single) Leitung lautet: Kat. 7 S/FTP 4×2 AWG23 meist ist noch die Bezeichnung 900 MHz auf dem Kabel zu finden. Für Duplex-Kabel gilt die Bezeichnung Kat. 7 S/FTP 2x4x2 AWG23

15 Kommentare
  1. Patrik Edelberg
    Patrik Edelberg sagte:

    Bei EIB Kabeln bzw. dem Bus, wird die Schirmung in der Installation durchverbunden (z.B. über den Begleitdraht) und dann auch im Schaltschrank auf Masse oder PE gelegt oder nicht?

    Laut Systemhandbuch soll der Schirm auf Masse gelegt werden, aber kein Wort zur Durchverdrahtung bei den IO Modulen

    „Bei Verwendung geschirmter Leitungen muss der Schirm (Begleitdraht)
    auf “–“ (= Masse) mit aufgelegt werden.“

    Antworten
  2. Michael
    Michael sagte:

    Tolle Seite, ich habe schon Homematic IP über funk. Baue gerade das Erdgeschoss um und überlege ob ich hier auf das Wired System umsteige. Kann man die Steuerleitungen auch mit normalen 3 x oder 5 x 1,5 NYM machen? – oder machen das die Anschlüsse an den Eingangsmodulen nicht mit. Was mir bei dem Funsksystem gefällt – in 20 Jahren einfach normalen Schalter rein und alles läuft trotzdem. Bei einem Klingedraht geht das nicht. Mit normalen Leitungen kann man durch entsprechende Verkabelung in der Verteilung ja wieder ein herkömmliches System realsiieren.

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    • Darius
      Darius sagte:

      Gude Frage von Michael.
      Mich würde es auch interessieren, ob man die Steuerleitungen auch mit normalen 3 x oder 5 x 1,5 NYM anstatt der Telefonleitung machen kann?

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        • Michael
          Michael sagte:

          Hi,

          die Frage mit den Tasterleitungen interessiert mich auch. X-mal-1,5 hätte ggf. den Vorteil, dass man im Notfall auch eine ganz „normale“ Tasterschaltung mit herkömmlichen Stromstoßschaltern für die Hutschine draus bauen kann, oder sehe ich das falsch?
          Der Umgekehrte Fall wäre auch denkbar: Man fängt aus Kostengründen mit normalen Tasterschaltungen an, und kann dann bei Bedarf und Budget irgendwann den Taster gegen eine „smarte“ Komponente tauschen – vorrausgesetzt man lässt genug Platz in der Unterverteilung.

          Spricht denn außer dem Preis sonst etwas dagegen für die Taster am Eingangsmodul z.B. 7×1,5 oder 12×1,5 zu nehmen?

          Gruß & Dank
          Michael

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          • Mathias
            Mathias sagte:

            Hallo Michael,
            Den Preis für ein 12*1,5 möchtest gar nicht wissen. Wenn der Taster nicht direkt neben deiner Verteilung ist, dann wird’s schnell ziemlich teuer. Von der Installation mehrerer Taster im Haus ganz zu schweigen.
            Stromstoßrelais gibt’s auch mit 24V Spule. Diese nimmst du dann zusammen mit einem 24V Netzteil und einem J-Y(St)Y-Kabel (z.B. 8*2 für mehrere Taster im selben Block sowie genug Reserve) für den Taster und schaltest damit die Verbraucher deiner Wahl. Später dann einfach das Stromstoßrelais durch I/O-Modul ersetzen und fertig ;-)

        • Michael
          Michael sagte:

          Hallo Zusammen,

          ich hätte noch eine Frage zu den J-Y(St)Y-Kabeln.
          Ich nehme also z.B. ein 4x2x0,8 Kabel her um meine Taster an der Wand für Licht/Rollläden/etc. mit dem Eingangsmodul in der Unterverteilung zu verbinden. Dann habe ich ja in dem Fall 4 Doppeladern die je aus einem farbig und einem weiss ummantelten Draht bestehen. Sollte man dann für jeden Taster eine Doppelader nehmen (je rein und raus) oder kann/sollte man den GND einfach in der Dose brücken und hat dann mehr Adern für Taster zur Verfügung? Hat das technisch einen Nachteil? Macht das Sinn? Würde man überhaupt noch duchblicken wenn man den weissen Drähten unterschiedliche Aufgaben geben würde? Wie macht der Experte das? :-)

          Gruß & Dank
          Michael

          Antworten
          • Roland
            Roland sagte:

            Man könnte die braune Ader für GND/Masse nehmen, das ist eindeutig und die anderen 7 für die Taster. Sind ja immer verdrillt.
            Besser ist es aber die grüne EIB Leitung zu nehmen, dann ggf 2 mal. Ist 4 Adrig(2x2x0,8).
            Warum ? Weil die grüne Leitung direkt neben 230V verlegt werden darf. Beim der normalen Telefonleitung musst du Abstand halten was nicht immer gelingt,,,

          • Michael
            Michael sagte:

            Hallo Roland,
            danke für Deine Antwort!
            Also die EIB-J-Y(St)YLeitung unterscheidet sich von der normalen J-Y(St)Y Leitung nur durch die Farbe Grün? Und es gibt sie nur mit max 2. Adern? Zu der Frage des Verlegens habe ich mal hier geschaut: http://www.eib-home.de/instabus_eib_vorbereiten_installieren.htm. Da steht: „Ist also die Elektroinstallation mit Leerrohren ausreichender Größe ausgeführt, können die Busleitungen ohne große Kosten und Arbeitsaufwand nachgerüstet werden. Andere Leitungsbauarten, die für den Installationsbus verwendet werden können (z.B. J-Y (St) Y in „Nicht-EIB-Ausführung“), dürfen gemeinsam nur mit Kabeln der Bauart NI2XY, NYY, NYM verlegt werden.“ Das „herkömmliche“ 3×1,5 oder 5×1,5 das man z.B. als Lampenleitung nimmt ist doch NYM oder nicht?
            Gruß & Dank
            Michael

  3. Mathias
    Mathias sagte:

    Auch von mir ein großes Dankeschön für diesen und die vielen weiteren hilfreichen Beiträge bezüglich HomeMatic IP wired!!
    Hier ein Hinweis zu den J-Y(St)Y-Kabeln der mir auch erst vor kurzem gewahr geworden ist:
    Bei diesen Leitungen bezieht sich die Angabe 0,6 bzw 0,8 nicht, wie bei anderen Leitungen üblich, auf den Querschnitt sondern auf den Durchmesser der Adern. Eine 0,6er Ader hätte demnach (A = PI * r^2) einen Querschnitt von ca 0,28qmm, eine 0,8er Ader wäre ca 0,5 qmm stark. Erstaunlicherweise wird diese Angabe auch in vielen Online-Shops falsch interpretiert.

    Antworten
  4. Philipp
    Philipp sagte:

    Super Beitrag aber leider nur die Basics. Es wäre schön wenn ihr noch etwas auf die Details eingehen könntet. Also zb. EIB Buskabel 2×2 damit ein Rolladen Doppel Taster anzusteuern geht nicht 4xschalten 1xMasse. Wie kann man das lösen. EIB in 4×2 gibt es nicht ebenso wären 2xEIB zu viele Adern. Hilfreich sicherlich auch noch mal zu erklären warum man CAT nicht für Schalter und co nutzen sollte.
    Und vielleicht noch der Hinweis das man mit Wired einen Bus Ring oder Stern bauen kann. Wobei bei einem Ring zb. ein EIB 2×2 auch nicht reichen würde.
    Gruß

    Antworten
    • Sebastian
      Sebastian sagte:

      Hallo Philipp,

      das mit den Taster ist im Beitrag beschrieben, dazu würde ich kein EIB-Kabel verwenden sondern ein Y-(St)-Y Kabel mit der entsprechenden Anzahl an Adern. Das mit den Taster / Masse steht ebenfalls im Artikel. CAT Kabel ist viel zu teuer für Steuerleitungen, das sollte eigentlich klar sein – daher auch Y-(St)-Y. Warum würde ein 2×2 EIB Kabel für einen Ring nicht reichen?

      Antworten
  5. Andrej
    Andrej sagte:

    Sehr guter Beitrag, wie immer.

    Paar Fehler haben sich aber eingeschlichen.
    1. „Ihr sind wir natürlich in der konventionellen Elektroinstallation.“
    2. „Daher braucht Ihr hierfür ein 8x2x0,6 Y-(St)-Y Kabel.“ 4x2x0,6 sollte reichen.
    3. Auf dem Bild sind Hohlwanddosen eingegipst, dafür sind die eigentlich nicht vorgesehen :)

    Antworten
    • Sebastian
      Sebastian sagte:

      ..Danke für die Hinweise! Fehler sind angepasst im Text oben. Zu den Dosen – mag sein, bin kein Elektriker, das war die Installation, wie sie von uns vorgefunden worden ist.

      Antworten

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