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Homematic IP wired – Planung der Installation – Sicherungsplanung (RCD und Automaten)

Nachdem ich Euch vor wenigen Tagen gezeigt habe, wie Ihr eine Kabelzugliste erstellt, machen wir heute mit der RCD (FI) und Sicherungsplanung weiter. Auch dieser Schritt ist sehr entscheidend. Doch bevor wir mit der Planung loslegen, möchte ich Euch ein paar grundlegende Informationen zur Absicherung geben. Was ist der Unterschied zwischen einen RCD und einer Sicherung? Wo muss ein RCD verbaut werden? Welchen Sicherung nehme ich 10A oder 16A? Wie müssen die Homematic IP wired Module abgesichert werden?

Diese Fragen werdet Ihr Euch bestimmt im Verlauf der Planung Eurer Elektroinstallation stellen. Eins Vorweg, dieser Beitrag richtet sich an Leser, die bereits Erfahrung mit Elektroinstallation, Planung und Auslegung haben. Solltet Ihr trotzdem gerne ein SmartHome haben wollen, können wir Euch gerne diese Schritte mit smartfabrik abnehmen. Dazu könnt Ihr uns gerne unter kontakt@smartfabrik.de anschreiben. Wir können dann Euer konkretes vorhaben besprechen. Für alle anderen gibt es wie gewohnt geballte Informationen, damit Ihr Euer Projekt umsetzen könnt!

Bitte beachtet zudem, dass ich Euch hier nur Empfehlungen aussprechen kann, alles was Ihr bei Eurer Installation plant, solltet Ihr mit Eurem Elektriker abstimmen und diesen die Anlage auch abnehmen lassen! Bitte arbeitet nicht unter Spannung und versucht nichts selber zu „basteln“, wenn Ihr davon keine Ahnung habt, das kann lebensgefährlich sein!

Nachdem wir nun die Kabelzugliste erstellt haben, können wir mit der Sicherungsplanung weiter machen. In der Kabelzugliste sind alle Kabel aufgeführt, die zu den Verbrauchern gelegt werden müssen. Auch habe ich Euch gezeigt, wie Ihr Signalleitungen auslegt und Antennen- und Netzwerkkabel mit in die Liste einbezieht.

Wir fügen also eine zusätzliche Spalte für die RCD-Kreise ein. RCDs sind verpflichtend für alle Stromkreise, die nicht fest verdrahtet sind, sprich für alle Steckdosen und andere ortsveränderliche Verbraucher. Der RCD ist dafür da, den Personenschutz zu gewährleisten. Die Funktion kann grob so beschrieben werden: Der RCD (oder auch FI) misst den Strom, der durch den Leiter zu den Verbraucher fließt. Zeitgleich wird auch die Summe gemessen, die zurück fließt. Entsteht hier eine Differenz, die größer als 30mA ist, schaltet der Automat sofort ab. Die Differenz kommt z.B. dann zustande, wenn durch eine Person der Strom nicht zurück über N fließt sondern über den Körper hin zu PE. Daher ist es wichtig, dass an Steckdose und anderen Geräten der PE Leiter ordnungsgemäß angeschlossen ist.

Diese kurze Erklärung soll keine wissenschaftliche Ausarbeitung darstellen sondern veranschaulichen, was ein RCD ist.

Wie viele RCDs benötige ich?

RCDs sind in den letzten Jahren deutlich günstiger geworden, daher muss an dieser Stelle nicht gesparrt werden. Gerade bei vielen Elektrogeräten mit µ-Elektronik macht es Sinn, mehrere RCDs zu setzen, damit bei einer Auslösung nicht das EDV Geräte komplett neu gestartet werden müssen. Am häufigsten finden Fehlauslösungen in Feuchträumen statt, daher würde ich auf jeden Fall alle Badezimmer und WCs mit einem separaten RCD ausstatten. In einem „normalen“ Einfamilienhaus kommen so ca. 3-4 RCDs zusammen. Ich plane gerne die Lichtkreise auf einem unabhängigen RCD, oder trenne zwischen den unterschiedlichen Etagen. Solltet Ihr zudem Steckdosen oder Leuchten im Außenbereich einplanen, dann würde ich diesen auch separat machen.

Ein kleiner Hinweis für die Alarmanlage – solltet Ihr so ein System einplanen, dann würde ich dieses ebenfalls separieren. Wenn dieses auf dem gleichen RCDs, wie beispielsweise die Außensteckdose oder Außenbeleuchtung liegt, kann durch einen einfachen Kurzschluss das komplette System lahm gelegt werden.

Wie Ihr in der Grafik sehen könnt haben wir für dieses Beispielprojekt nur zwei RCDs vorgesehen. Da es sich um eine kleinere Wohneinheit (ca. 80m²) handelte, haben wir alle Wohn- und Schlafräume über einen RCD abgesichert. Alle Feuchträume (Bad und Gäste WC) haben hingegen einen eigenen RCD erhalten.

Solltet Ihr Euer Badezimmer separat absichern wollen, muss nicht zwangsläufig ein 4-poliger RCD eingeplant werden. Es kann hier auch ein 2-poliger vorgesehen werden, da im Badezimmer üblicherweise nur eine Phase benötigt wird, da hier die Verbraucher (Licht und Steckdosen) nicht in großer Anzahl vorhanden sind – das gilt natürlich nicht, wenn ein zusätzlicher Durchlauferhitzer vorhanden ist!

Wie viele Sicherungen pro RCD und welcher RCD

Es gibt verschiedene RCDs. Üblich sind 40A und 63A FIs. Solltet Ihr Euer komplettes Haus über einen einzigen FI absichern wollen, dann sollte der 63A FI gewählt werden. Diese Geräte sind etwas teurer. Bei der Verwendung von mehrere FIs, kann auch auf den günstigere 40A RCD ausgewählt werden. Hier müssen aber die maximalen Ströme überschlagen werden, die zustande kommen können. Bei einem Badezimmer z.B. werdet Ihr mit Sicherheit die 40A nicht übersteigen… Auch diesen Punkt solltet Ihr nach Eurer Planung mit Eurem Elektriker besprechen.

Ein 4-poliger RCD ist 4 TE (Teilungseinheiten) breit. Eine Reihe im Schaltschrank kann immer 12TEs aufnehmen. Daher empfiehlt es sich, 8 Sicherungen pro RCD zu setzen. Es können auch mehr bestückt werden, dann muss aber mit Kabelbrücken gearbeitet werden.

Planung der Sicherungen

Welche Sicherung für welchen Stromkreis zu verwenden ist, hängt in erster Linie mit dem Kabel und den verbauten Komponenten ab. Auch hier könnt Ihr aber keine pauschale Aussage annehmen sondern solltet diesen Punkt ebenfalls mit Eurem Elektriker abstimmen. Wir planen üblicherweise 2 verschiedene Typen von Sicherungen ein 10A und 16A Automaten. Das liegt daran, dass die Homematic IP wired Komponenten, die wir für das Schalten von Licht- und Steckdosenkreise unterschiedliche Strombelastungen aushalten.

Für Lichtkreise verwenden wir den 8-fach Aktor HmIPW-DRS8. Dieser hat 8 unterschiedliche Relais. Dieses Gerät kann in zwei unterschiedlichen Betriebsarten genutzt werden. Die erste Betriebsart sieht vor, dass das Relais 1-8 mit maximal 10A betrieben werden darf. Die 2. Betriebsart sieht vor, dass die Relais 1,2,3,5,7 und 8 mit maximal 8A belastet werden dürfen, dann kann aber das Relais 4 und 6 mit vollen 16A belastet werden.

Da die 2. Betriebsart etwas „verwirrend“ ist, nutzen wir den Aktor nur für die 1. Betriebsart und sichern die Kanäle mit 10A ab. Das reicht für alle üblichen Beleuchtungsstromkreise vollkommen aus. Solltet Ihr mit dem Aktor 8 unterschiedliche Leuchtkreise steuern wollen, die in Summe nicht mehr als 10A nutzen, kann auch eine Sicherung setzt werden und die Phase auf die 8 Relais gebrückt werden. Damit habt Ihr sichergestellt, dass die 10A pro Relais nicht überschritten werden können.

Ein weiterer sehr entscheidender Faktor ist die Kabellänge. Die Sicherung ist dafür da, das Kabel zu schützen, sodass dieses nicht durchbrennen kann. Wird ein Kabel zu lang, kann zudem die Auslösung der Sicherung nicht garantiert werden, daher gibt es Normen, die einzuhalten sind. Auch hier solltet Ihr im Zweifel mit Eurem Elektriker sprechen, bevor die geplanten Sicherungen einbaut. In dieser Tabelle seht Ihr Beispiele für maximale Kabellängen. Zudem müsst Ihr aber auch noch Faktoren wie z.B. Häufung (wie viele Kabel liegen zusammen), die Verlegeart (Aufputz, in der Erde usw..) beachten.

Für geschaltete Steckdosen verwenden wir bei unseren Projekten den HmIP-DRS4 Aktor. Dieser besitzt „nur“ 4 Relais, die alle mit vollen 16A belastet werden können. Daher könnt Ihr, wenn Ihr 4 unterschiedliche 16A Stromkreise schalten wollt, jedes Relais mit einem eigenen 16A Automat ausstatten. Auch hier gilt aber, dass Ihr auch weniger als 4 Automaten vorsehen könnt. Bei vielen unserer Projekte schalten wir mit diesem Aktor z.B. Außensteckdosen oder Steckdosen für Stehlampen. Daher sehen wir hier häufig einen 16A Automaten vor, bei dem die Phase dann auf die 4 vorhandenen Relais gebrückt wird.

Hier seht Ihr als Beispiel den direkten Bezug zwischen einem Homematic wired IP Modul, dem RCD und der zugehörigen Sicherung. Anhand der geplanten Kabel ergeben sich die notwendigen Homematic IP wired Module, die für diese Funktion benötigt werden. Wir sehen in dem Bild z.B. DRS8er für die Lichtkreise und den DRBL4 für Jalousien. Diese hier aufgezählten Aktoren werden gemeinsam über den RCD Q1 versorgt. Die Sicherung, die hier verwendet wird, sehr Ihr in der nächsten Spalte.

Auch bei der Benennung solltet Ihr darauf achten, dass diese Einheitlich ist. RCDs beschrifte ich mit Qxxx, die zugehörigen Sicherungen dann mit x-passend zum RCD und dann F01-Fxx. So könnt Ihr später in der Liste einen direkten Bezug zwischen RCD-Kreis und Sicherung herstellen. In der nächsten Spalte findet Ihr die Auslegung der einzelnen Sicherungen. Hier lege ich fest, welcher Automat (10 oder 16A) für den Stromkreis verwendet wird. Auch der passenden Typ B oder C sollte hier vermerkt werden. Achtung: Üblicherweise werde in Haushalten B Automaten verbaut, aber auch dies kann nicht pauschal für alle Bauten gelten, daher auch hier unbedingt mit Eurem Elektriker abstimmen!

In der nächsten Spalte seht Ihr zudem noch die Klemmleiste, auf den dieser Stromkreis abgelegt wird. Jeder RCD erhält hier seine eigene Klemmleiste, damit die N-Leiter sauber getrennt werden können. Ihr solltet zudem beachten, dass der Platz für Klemmleisten natürlich mit steigender Anzahl an RCDs zunimmt.

Abschließende Worte

Dieser Artikel soll für alle eine Hilfestellung darstellen, die sich nicht sicher sind, wie an die SmartHome und Elektroplanung in einem Neubau herangegangen werden soll. Solltet Ihr Hilfe bei der Konzeptionieren, der Auslegung oder der kompletten Umsetzung eines Homematic IP wired-Projekts haben, könnt Ihr die Dienste von smartfabrik sehr gerne in Anspruch nehmen. Wir können Euch entweder komplett oder nur Abschnittsweise unter die Arme greifen, ganz wie Ihr die Hilfe benötigt.

Für alle anderen „Bastler“ gilt, in diesem Artikel zeige ich Euch praktische Herangehensweisen, die nicht pauschal auf jedes Haus übertragen werden könne. Daher solltet Ihr bei allen Schritten, die Ihr vorhabt immer mit Eurem Elektriker sprechen. Ihr könnt ihm gerne Eure Ideen und Wünsche mitteilen, er muss sich diese aber anschauen und bewerten, ob dies so umsetzbar ist.

7 Kommentare
  1. Michael
    Michael sagte:

    Wie ist das, bei mir sind im Sicherungskasten 2 rcd’s verbaut , damit bei einem Ausfall nicht das ganze Haus dunkel ist.
    Die wired aktoren schalten ja nur die Phase. Kann man dann trotzdem mit einem aktor, unterschiedliche rcd kreise schalten??
    Über eine Antwort würde ich mich freuen
    Gruß Michael

    Antworten
  2. Frank Salentin
    Frank Salentin sagte:

    Hallo Stefan,

    nur zum Verständnis:
    Das bedeutet, dass ich die Sicherungen VOR den Schaltaktor setze und nicht dahinter? Also nicht zwischen Schaltaktor und Verbraucher.

    Gruß
    Frank

    Antworten
    • Sebastian
      Sebastian sagte:

      Vor dem Aktor, da Du mit der Sicherung ja den Aktor und das Kabel schützen willst. Der Aktor ja nicht kurzschlussfest und die Vorsicherung ist ja wesentlich höher abgesichert…

      Antworten
  3. Tino
    Tino sagte:

    Hallo Sebastian,

    ich hätte auch gern die Tabellen für meine Planung. Bei uns geht es langsam in die heiße Phase und alles auf dem Papier zu planen ist doch etwas schwierig.

    Antworten
  4. Stefan
    Stefan sagte:

    Moin Sebastian,

    vielen Dank für die hilfreichen Artikel.

    Ist es möglich, dass du mir die Tabellen per Mail zukommen lässt? Wäre mir eine riesen Erleichterung!

    Danke!

    Gruß Stefan

    Antworten

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